Auf die Wirkung kommt es an
15. April 2020 // 3 min Lesezeit
Bei persönlichen Begegnungen hören wir zu, schauen etwas an und hören dann weiter zu. Dadurch werden die Informationen so portioniert, dass man sie aufnehmen kann. Wenn uns nur noch Informationen geboten werden, sind wir schnell überfordert. Das gilt ganz besonders bei visuellen Medien. Deshalb sollte man keinesfalls schnell sprechen, keine langen Sätze bilden und nicht allzu viele Informationen einbauen.
Das erreicht man am einfachsten, indem man einen Dialog führt und jegliches Monologisieren vermeidet. Zudem verlangt das Medium Bildschirm, dass man deutlich spricht. Doch vermeiden Sie es, dabei gekünstelt zu klingen. Haben Sie schon mal jemand honoratiorenschwäbisch reden hören? Ähnlich gekünstelte Mischungen aus Dialekt und hochdeutscher Sprache gibt es auch in anderen Landesteilen. Sie wissen bestimmt, was ich meine.
Deutliches Sprechen hat ein Handicap. Es verträgt sich schlecht mit Füllworten. Das reicht von „äh“ bis hin zum wiederholten „Also“. Die „ähs“ stocken vehement den Redefluss, und die ständig wiederholten „Alsos“ treten immer mehr in den Vordergrund. Man vermeidet diese Schwachstellen, wenn man schon vorher weiß, was man sagen möchte. Bei den unnötigen Füllwörtern bleibt einem nichts anderes übrig, als sie abzutrainieren.
Monotones Sprechen ist immer langweilig. Aber wenn einem nichts anderes geboten wird als ein monotoner Sprecher, driftet man schnell ins Nirvana ab. Ein Bildschirmsprecher muss deshalb akzentuierter sprechen als man es normalerweise macht.
Was die Langeweile erhöht ist, dass vor dem Bildschirm viele emotional gehemmt sind. Wer erzählt schon seinem Bildschirm mit viel Gefühl, dass er leidenschaftlich gerne kocht. Doch um einen positiven Eindruck von sich zu erzeugen, bedarf es der Gefühle.
Stellen Sie sich vor Beginn des Gesprächs vor, Ihr Gesprächspartner sitzt Ihnen gegenüber und Sie sprechen durch den Bildschirm hindurch zu ihm. Das muss man üben. Dabei hilft folgende Technik: Man überwindet in dem Fall seine Hemmungen am einfachsten, indem man seinem (Bildschirm-)Gegenüber mit extrem viel Gefühl etwas erzählt und es anschließend auf ein passendes Niveau absenkt.
Was zeigen Sie von sich auf dem Bildschirm? Damit meine ich nicht nur die Kleidung. Dass der häusliche Wohlfühldress oder der dreiteilige Businessanzug meist nicht das passende Outfit sind und ein gepflegtes Äußeres selbstverständlich ist, weiß ein jeder.
Darüber hinaus geht es um die Frage: Wieviel Körper bekommt Ihr Gegenüber zu sehen? Nur Kopf und Hals wirken meist etwas zu penetrant und man geht auf Abstand. Zeigt man zusätzlich seine Brust, ist das viel besser, aber wenn dann die Hände plötzlich aus dem Nichts auftauchen, irritiert das schon. Ebenfalls sollte ihr Bild auch nicht kurz über ihren Augenbrauen enden.
Als Faustregel gilt: Setzen Sie sich so hin, dass die untere Bildkante auf der Höhe Ihres Solaplexus anfängt und die obere Bildkante etwas über Ihren Haaren aufhört. Damit bekommt Ihr Gesprächspartner so viel zu sehen, dass er sich von Ihnen als Person einen Eindruck machen kann.
Vermeiden Sie es, mit Ihrem Körper dem Bildschirm zu nahe zu kommen.
Beim persönlichen Gespräch ist es angemessen, wenn Ihr Interesse am Job von einer entgegenkommenden Bewegung begleitet wird. Auf dem Bildschirm hat man eher den Eindruck, dass mir mein Gegenüber auf die Pelle rückt.
Und schließlich: Man sollte auch vor dem Bildschirm beim Reden Gebrauch von seinen Armen und Händen machen. Aber langsamer und sparsamer.
Wenn einem im Alltag das Gefuchtel zu viel wird, schaut man automatisch woanders hin. Aber Bildschirme haben eine magische Wirkung. Sie ziehen einen in ihren Bann.
Um sich den Besonderheiten dieses magischen Mediums anzupassen, helfen nur vier Dinge: Üben, sich aufnehmen und anschließend selbst anschauen (Ich weiß, wie peinlich das manchmal ist) und mit anderen regelmäßig vorstellungsmäßig skypen und sich Feedbacks einholen.
Hier geht's zu Teil 1 der Tipps und Tricks: die richtige Vorbereitung
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