Great Resignation – oder total normal?

Die neue Jobwechsel-Welle

7. April 2022 // 3 min Lesezeit

Jeder vierte Beschäftige in Deutschland befindet sich auf dem Absprung. Bereits zu Jahresfrist wollen diese Arbeitnehmer ihren Arbeitgeber gewechselt haben. 42 Prozent wissen, dass sie wechseln wollen – aber erst in den nächsten drei Jahren. So lautet ein Ergebnis des Gallup Engagement Index 2021, der vor kurzem veröffentlicht wurde. Im Rahmen der Umfrage wurden 1500 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer interviewt. Die Ergebnisse kommen einem Erdrutsch gleich. Plötzlich wollen doppelt so viele ihren Job wechseln wie bei derselben Umfrage im Jahr zuvor. Damit haben die Deutschen im Galoppschritt Amerika überholt. Dort spricht man schon länger von einer sogenannten „Great Resgination“ unter den Beschäftigten. Bisher dachte man, es sei in der Mentalität verwurzelt, dass die Deutschen treue Arbeitnehmer sind. Unternehmenstreue galt hierzulande als hohes Gut. Doch die gedankliche Flexibilität nimmt allgemein zu. Man denke nur an die Siemensianer, die Audianer oder alle die, für die der Mercedes-Stern als höchstes der Gefühle galt. Jetzt zeigt sich: Diese Einstellung tragen immer weniger Arbeitnehmer in sich. Was ist passiert?

Grund 1: Chefinnen und Chefs

„Das liegt vor allem an den Chefinnen und Chefs“, schreibt die Süddeutsche Zeitung in einem Beitrag. Allerdings verwechselt die Autorin Ursache und Lösungweg. Tatsächlich beschweren sich viele über ihre direkten Vorgesetzten. Aber das ist nichts Neues. Schon vor mehr als einem Jahrzehnt meckerten die Beschäftigten. 56 Prozent waren damals mit ihren Chefs unzufrieden. Der Chef (damals wurde noch ungendert formuliert) sei Kündigungsgrund Nr. 1, ermittelte die Ruhr-Universität Bochum in einer Befragung. Im Jahr 2010! Die Klage über schlechte Führung ist kein neues Phänomen. Die aktuelle Job-Wechselwelle hat vermutlich andere Auslöser.

Grund 2: Abstand

Mit Abstand am besten! So lautete die Maßgabe, die in der Coronapandemie überall gegolten hatte. Was in der Pandemiebekämpfung sinnvoll war, schlägt allerdings bei der Job-Treue negativ zu Buche. Das Arbeiten aus dem Home-Office und der Abstand zum Arbeitsplatz, hat viele zum Nachdenken gebracht. Manchen fehlte der Austausch im Kollegenkreis. Darunter litt die soziale Bindung. Manchen fiel auf, dass sie vielleicht doch andere Lebensziele haben. Manche fühlten sich während der Pandemie von ihrem Arbeitgeber im Stich gelassen. Die neue Aufbruchstimmung ist zum hohen Maße eine Nebenwirkung der Pandemie.

Grund 3: Fachkräftemangel

Zu all dem kommt hinzu: Der Job-Wechsel fällt um vieles leichter als früher. Wer wechseln will, findet in den allermeisten Fällen einen Job, der lukrativ und erfüllend zugleich ist. Fachkräftemangel herrscht überall. Die früher aufwändige und mitunter risikoreiche Suche nach einer neuen Arbeitsstelle entfällt fast komplett. Fachkräfte sind in der besseren Position. Vor allem in der IT-Branche, aber auch in andere Gebieten, in denen man eine gewisse Qualifikation mitbringen muss. Jobwechsel ist kein Ding. Zumal Personalberaterinnen und Personalberater dabei unterstützen, eine bessere Stelle zu finden.

Der Lösungsweg für die Unternehmen führt wieder zurück zu den Chefinnen und Chefs. Co-Studienautor Marko Mink ist seit rund 25 Jahren beim Gallup Meinungsforschungsinstitut. Er stellt fest: „Sobald die Bedürfnisse, die Menschen am Arbeitsplatz haben, gedeckt sind, bleiben sie im Unternehmen." Damit sind die Chefinnen und Chef deutlich angesprochen. Dort, wo Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ernst genommen werden, gefördert und wertgeschätzt, ist die Fluktuationsrate deutlich geringer.

Photo by Sincerely Media on Unsplash

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Gallup Engagement Great Resignation Job-Wechsel Studie Deutschland Kündigung Fluktuation


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